Marcus Kehr 29.08.2013 12:05 Uhr
Hallo Leute,

in den kommenden Tagen beginnt für mich wieder eine extrem heiße Phase in der diesjährigen Saison. Am kommenden Wochenende geht es zum DEM-Lauf nach Tucheim. Gleich im Anschluss fahre ich zum EWC-Finale nach Frankreich. Das findet in diesem Jahr im knapp 1300 Kilometer entfernten St. Flour statt und nur eine Woche später geht es zur sechsten DEM-Runde ins fränkische Dachsbach.

Höchste Zeit also, bevor ich in den erneuten Reisestress verfalle, Euch noch kurz von meinen zurückliegenden Rennen zu berichten. Nach den Läufen auf der iberischen Halbinsel wurde die EWC im rumänischen Buzau fortgesetzt. Mit dem Flieger ging es von Dresden über Frankfurt nach Bukarest. Von da aus mit dem Mietwagen nach Buzau.
Die Veranstaltung selbst präsentierte sich nicht unbedingt auf WM-Niveau. Die Etappenführung war regelrecht trostlos gewählt. Es ging größtenteils nur über Feldwege und dann auch immer wieder mitten im öffentlichen Straßenverkehr quer durch die Stadt. Besonders das Warten an den Ampelkreuzungen war absolut nervtötend. Wenigstens die Prüfungen waren akzeptabel. Speziell der Enduro-Test versprach echte Abwechslung, besonders auch in Bezug auf die bisherige Saison. Dieser führte komplett durch einen Wald, war technisch sehr anspruchsvoll und es ging immer hoch und runter – richtig Enduro eben! Ich lief diese Prüfung die Tage zuvor gleich viermal ab. Ich habe mir jede Kurve, jeden Stein, jede Wurzel eingeprägt. Und das hat sich auch gelohnt! Jede Bande, jede Ecke hatte ich nahezu optimal getroffen. Ich war richtig zufrieden mit mir, bis ich die Zeiten auf dem Display sah. Ich bin einfach nicht an die Top-Zeiten meiner direkten Kontrahenten herangekommen. Das war schon sehr ernüchternd und nicht gerade förderlich für die Motivation.
Vom rumänischen EWC-Lauf ging es nahtlos weiter zur griechischen EWC-Runde. Mit dem Mietauto zurück nach Bukarest, rein in den Flieger und ab ging es nach Thessaloniki. In dessen unmittelbarer Nachbarschaft liegt Kastoria, die vorletzte Station im diesjährigen EWC-Kalender. Eine wirklich herrliche Gegend, wunderschön und absolut idyllisch, aber die Temperaturen hatten es in sich. Diese lagen immer im Bereich zwischen 35 und 40 Grad, was speziell beim Prüfung ablaufen, recht unangenehm war. Der Charakter der Tests war eigentlich, wie alle in dieser Saison. Nichts Herausragendes und absolut auswechselbar! Steine, Hartboden, extrem schnell… Auch wenn das nicht meine Bedingungen sind, lief es für mich, insgesamt gesehen wieder besser, als noch eine Woche zuvor in Rumänien. Dennoch bin ich in der Gesamtwertung weiter zurückgefallen, was mich persönlich sehr wurmt. Derzeit liege ich auf Rang neun, allerdings nur drei Zähler hinter Platz sieben. Ich bin jedoch hochmotiviert, mich beim abschließenden Finallauf nächste Woche wieder zu verbessern!

Nach diesen beiden Veranstaltungen hatte ich zunächst eine größere Rennpause, welche ich für viele Trainingseinheiten, Lehrgänge, aber auch für Besuche bei der MX-WM am Lausitzring und im tschechischen Loket nutzte.

Anfang August ging es nun endlich auch in der Deutschen Meisterschaft weiter. Nach einer fünfmonatigen Pause stand nun die Zweitages-Veranstaltung in Burg auf dem Programm. Ehrlich, es wird nie meine Lieblingsveranstaltung werden, dennoch muss man fairerweise sagen, dass es tatsächlich eine reine Geländefahrt mit 100% Offroad-Anteil ist. Nicht so im klassischen Sinne, wie ich es vom heimischen Erzgebirge kenne, aber dennoch durch die vielen, immer tiefer werdenden Bodenwellen recht anstrengend und auch konditionsraubend. Hinzu kam noch das relativ heiße Wetter und die enorme Staubentwicklung auf den Etappen und natürlich speziell in den Prüfungen, welche die ganze Angelegenheit nicht einfacher machten.

Marcus Kehr - DEM Burg 2013

Vom Ergebnis her bin ich mit dem Wochenende echt zufrieden. Ich hatte an beiden Tagen einen schönen, spannenden Kampf mit Dennis Schröter. Am ersten Tag kam ich zunächst nur sehr schwer in Tritt. Die erste Runde war eine mittlere Katastrophe. Es lief nichts zusammen. Erst, als sich im späteren Tagesverlauf die ersten kleinen Anlieger und Banden herausfuhren, lief es deutlich besser. Doch der Rückstand auf Dennis war schon zu groß und meine Schlussoffensive reichte nicht mehr ganz, ihn noch abzufangen. Für den zweiten Tag war ich hochmotiviert. Ich wollte unbedingt den Spieß wieder umzudrehen, entsprechend auf Angriff bin ich auch gefahren. Und das zahlte sich am Ende aus, dieses Mal hatte ich knapp die Nase vorn. Es war wirklich ein klasse Kampf auf Augenhöhe, der richtig Laune gemacht hat!

Nun geht es am kommenden Wochenende in Tucheim in eine neue Runde. Ich freue mich schon darauf! Wie es gelaufen ist? Das berichte ich Euch beim nächsten Mal.

Bis dahin und in alter Frische
Euer Marcus


Marcus Kehr 08.06.2013 12:13 Uhr
Hallo Leute,

ich bin Euch ja noch meinen Renn-Bericht von den EWC-Läufen in Spanien und Portugal schuldig. Bevor ich mich am kommenden Montag bereits wieder auf die Socken (EWC-Doppelrunde in Rumänien und Griechenland) mache, wollte ich dazu noch schnell ein paar Worte verlieren.

Nach einem, für mich vielversprechenden Saisonstart in Übersee, wollte ich natürlich auf der iberischen Halbinsel meine Leistungen bestätigen. Daher bin ich, zusammen mit meinem Vater, per Wohnmobil schon einige Tage eher nach Spanien aufgebrochen, um mich dort mit ein paar Trainingseinheiten auf das dortige Gelände optimal einzuschießen. Diese Entscheidung kam mir, mit Blick auf die Etappenführung, auch zu Gute. Die Strecke beim EWC-Lauf in Puerto Lumbreras war sehr triallastig, typisch spanisch eben. Alles nur im ersten, zweiten, dritten Gang, mit teilweise extrem steilen Auffahrten, dass einem das Gesicht einschlafen ließ. Dafür waren die Sonderprüfungen eher etwas für die Vollblut-Crosser, als für die „klassischen“ Enduristen. Egal ob Cross-, Enduro- oder Extrem-Test, alle waren sehr motocrosslastig, extrem schnell und mit langgezogenen Kurven abgesteckt. Einzig eine sehr steile Auffahrt im Extrem-Test brachte etwas Abwechslung. Doch der dortige Hartboden brach im Laufe des Wochenendes kapital auf. Es bildeten sich Rinnen von einem guten halben Meter, gefüllt mit feinstem Staub, was diese Passage zum reinsten Blindflug machte. Das war auch nicht ganz ungefährlich, da man durch die enorme Tiefe zudem höllisch aufpassen musste, links und rechts nicht mit dem Lenker anzuschlagen oder hängen zu bleiben. Glücklicherweise ging bei mir alles glatt. Die Zeiten passten und ich war mit den Plätzen acht und neun recht zufrieden, zumal meine direkten Konkurrenten in ähnlichem Umfang punkteten.

Gleich am darauffolgenden Montag ging es weiter ins portugiesische Torres Vedras, 10 km von der Atlantikküste entfernt. Das war erneut ein Ritt von weiteren, schlappen 900 Kilometern. Dennoch wurde diese Veranstaltung wie ein kleines Heimspiel für mich. Da dieses Wochenende gerade auf Pfingsten fiel, nutzen meine Familie und ein paar gute Freunde die freie Zeit für einen Kurzbesuch in Portugal. Das freute mich natürlich unheimlich und war ein zusätzlicher Motivationsschub! Die Prüfungen waren nur unwesentlich abwechslungsreicher als in Spanien. Der Cross-Test war wieder extrem schnell mit mächtigen Doppelsprüngen und der Enduro-Test verdiente seinen Namen nicht wirklich. Auch der war wahnsinnig schnell, mit langgezogenen Kurven auf einer Wiese am Berghang abgebändert. Hier galt es, den Gashahn bis zum Anschlag voll aufzudrehen. Dafür war der Extrem-Test, in einem Steinbruch angelegt, richtig schön technisch anspruchsvoll – genau so wie ich es mag!
Der Super-Test am Freitagabend verlief, sagen wir einmal vorsichtig ausgedrückt, suboptimal. Am Start lief das Motorrad plötzlich unrund - warum auch immer. Also habe ich im Eilzugtempo die Kerze wechseln müssen. Da kam ich ehrlicherweise, mit dem enormen Zeitdruck im Genick, ordentlich ins schwimmen. Mein Puls lag bei gefühlten 250. Mit der Reparatur ist zum Glück noch alles gut gegangen und ich konnte zum Super-Test antreten. Aber mit dieser Aktion im Vorfeld war es nur sehr schwer, den Schalter gleich umzulegen und sich 100%ig auf die Prüfung zu konzentrieren. Leider gelang mir dies nicht ganz und entsprechend kopflos bin ich im Anschluss auch gefahren.
Dieses verdammte Zündkerzen-Problem verfolgte mich zu allem Übel das komplette Wochenende weiter. Meine Mechaniker und ich haben alles erdenkliche probiert, es aber einfach nicht in den Griff bekommen. Speziell der Sonntag sollte ein ganz rabenschwarzer Tag für mich werden. Schon im ersten Test ist mir das Vorderrad auf dem betonharten Boden weggerutscht und ich hatte 30 Sekunden gegenüber der Konkurrenz mehr auf dem Buckel. Zudem trat wieder das leidliche Kerzenproblem auf. Dieses Mal in der Cross-Prüfung. Überhaupt sollte mir dieser Test mit seinen stufenartigen Doppelsprüngen zum Verhängnis werden. In der dritten Runde bin ich dort unglücklich in einem Landeloch aufgekommen. Es hat mich extrem gestaucht und überschlagen. Irgendwie habe ich mich dabei am linken Mittelfinger verletzt. Dieser schmerzte stark und war auch gleich richtig dick. Ich bin den Tag noch bis zum Ende durchgerollt, um möglichst noch ein paar Punkte mitzunehmen. Platz sieben am ersten und Rang zwölf am zweiten Tag ließen mich in der Gesamtwertung einen Platz nach hinten rutschen.

Marcus Kehr - KTM EXC 300

Marcus Kehr - KTM EXC 300

Marcus Kehr - KTM EXC 300

Nachdem wir am Montag noch einen ruhigen Urlaubstag mit der gesamten Familie verbrachten, ging es dienstags früh bei Zeiten mit dem Wohnmobil wieder nach Hause. Satte 2700 km später sind wir am Mittwoch spätnachmittags in Flöha eingerollt. Am nächsten Tag ging es dann zum Arzt, welcher zum Glück nur eine sehr starke Überdehnung der Kapsel und Bänder feststellte. So hielt sich der Schaden doch noch in Grenzen. Trotzdem musste ich zunächst mit dem Training etwas kürzer treten.

Marcus Kehr - KTM EXC 300

Mittlerweile habe ich aber keine Beschwerden mehr. Die Vorbereitung auf die kommenden Veranstaltungen in Rumänien und Griechenland verlief im Großen und Ganzen recht zufriedenstellend. Daher bin ich sehr zuversichtlich und motiviert, das ich mich wieder auf den sechsten Platz in der Gesamtwertung zurückkämpfen kann. Momentan liege ich mit zwei Zählern Rückstand an siebter Stelle. Also, drückt mir die Daumen, dass dieses Mal alles glatt geht, denn noch so ein Wochenende wie in Portugal kann ich beim besten Willen nicht gebrauchen.

Bis bald und in alter Frische
Euer Marcus


Marcus Kehr 10.04.2013 18:23 Uhr
Hallo Leute,

höchste Zeit, dass ich mich mal wieder bei Euch melde. Seit dem Jahreswechsel war ich schon wieder unzählige Kilometer in der Weltgeschichte unterwegs. Erst Spanien, dann Chile, Argentinien und zuletzt Rumänien. Aber alles der Reihe nach.

Im Januar begann ich meine übliche Saisonvorbereitung im sonnigen Spanien. In dieser Jahreszeit sind die dortigen Bedingungen einfach um Welten besser, als zu Hause im nasskalten Erzgebirge. In Roses, einer spanischen Kleinstadt kurz hinter der französischen Grenze, bezog ich mein kleines Apartment. Mit dabei, mein Vater Gert, unsere Hündin Stella und Trainingspartner Eddi Hübner. Auch wenn ich mich schon seit vielen Jahren in dieser Gegend vorbereite und alles mittlerweile etwas zur Routine geworden ist, bin ich immer wieder von den dortigen Gegebenheiten aufs Neue fasziniert. Strecken ohne Ende, extrem vielseitig und immer in einem Top-Zustand. Beste Bedingungen also, sich optimal für die Aufgaben der kommenden Saison vorzubereiten.

Dafür war das Wetter bei meiner Rückkehr in die Heimat der reinste Kulturschock: Kälte und Schnee! In Spanien hatten wir ausschließlich Sonne und nicht ein einziges Mal Niederschlag! So blieb es für mich, bis zum Saison-Auftakt in Uelsen, lediglich beim Konditions- und Krafttraining sowie den noch notwendigen Abstimmungsarbeiten an meinem Wettkampfmotorrad.

Marcus Kehr - KTM EXC 300

Bis zum DEM-Auftakt gab es keine wesentliche Wetterbesserung. Ganz im Gegenteil. Auch in Uelsen herrschte noch Winter. In der Nacht vor dem Wettkampftag fiel zusätzlich noch etwas Schnee, was letztlich für etwas erhöhten Anspruch sorgte. Die beiden Sonderprüfungen haben mir dieses Jahr ganz gut gefallen. Besonders der lange Test im Tiefsand, als dieser gegen Ende so richtig schön zerfahren war, machte richtig Laune. Über die Etappenführung werde ich hingegen kein Wort verlieren…
Mit dem Ergebnis, Sieg im Championat und in der Klasse, war ich natürlich sehr zufrieden. Das war ein Auftakt, wie ich ihn angestrebt hatte!

Marcus Kehr - DEM Uelsen 2013

Von Uelsen aus ging es schnell nach Hause. Schließlich startete ich, zusammen mit meinem Rucksackfahrer Hendrik Richter, schon am nächsten Tag in Richtung Chile zum diesjährigen EWC-Auftakt. Von Dresden ging es nach Frankfurt und von da aus weiter nach Madrid. Dort trafen wir uns mit dem Farioli-Team, um mit diesem geschlossen den Flieger in Richtung Santiago de Chile zu besteigen. Nach acht Stunden Flugzeit sind wir gut in Südamerika angekommen. Einreise, Mietwagen abholen etc. – alles lief komplett reibungslos! Bei angenehmen 28 Grad und Sonnenschein ging es von dort aus in das ca. 250 km entfernte Talca.
Ab Mittwoch begann dann für mich der „EWC-Alltag“. Prüfung laufen, Prüfung laufen, Prüfung laufen. Enduro-, Cross-, Extrem- und Super-Test – das alles drei Mal, machten letztlich satte 55 km! Die Gegebenheiten: extrem trocken, Hartboden, unzählige Steine, Auf- und Abfahrten sowie Staub ohne Ende!

Marcus Kehr - KTM EXC 300

Marcus Kehr - KTM EXC 300

Marcus Kehr - KTM EXC 300

Beim obligatorischen Super-Test am Freitagabend, welcher wie im Vorjahr wieder sehr gut von den Zuschauern besucht war, kam ich schon recht gut zurecht. Entsprechend motiviert startete ich in den ersten Fahrtag. Ich war von Anfang an richtig gut dabei, lag auf Platz fünf - bis zu einem kapitalen Sturz im Enduro-Test. Dabei habe ich mir nicht nur den Gasgriff beschädigt und den Lenker verbogen, sondern, was noch viel schlimmer war, meinen Auspuff richtig heftig aufgerissen! An der folgenden ZK war kein Service erlaubt, was mich zwang, den Tag mit einem wahnsinnig lautem Bike und begrenzter Leistung zu Ende zu fahren. Verdammt ärgerlich die ganze Sache, zumal ich noch auf Rang sechs zurückrutschte. Und das um winzige 0,29 Sekunden!
Der Sonntag begann ebenfalls recht vielversprechend. Durch zwei kleinere Hänger im Enduro-Test büßte ich jedoch erneut eine bessere Platzierung ein, Platz sieben am Ende. Dennoch war ich mit dem Auftakt zufrieden.

Am Montag ging es mit dem Mietauto wieder zurück nach Santiago de Chile, rein in den nächsten Flieger und auf nach Mendoza, Argentinien. San Juan, der Austragungsort der zweiten Runde, lag nur weitere 65 km entfernt, was die Autofahrt relativ entspannt machte. Die dortigen Tests waren, zu meiner Überraschung, relativ kurz. Doch vier Runden und am Ende noch eine zusätzliche Prüfung sowie extrem knappe Etappenzeiten und enorme Hitze forderten letztlich wirklich alles! Bei mir schlichen sich leider wieder ein paar kleine Fehler ein, welche mich ein, zwei Plätze kosteten. Aber ehrlich, der Enduro-Test war aber auch von einem Kaliber: Dieser war sehr anspruchsvoll, in einem ausgetrockneten Flussbett mit Millionen von Steinen aller erdenklichen Größen, abgesteckt. Irgendwie ist dort niemand so wirklich ungeschoren davongekommen…

Marcus Kehr - KTM EXC 300

Mit Platz sieben am ersten und Rang sechs am zweiten Tag lag ich durchaus im Bereich meiner eigenen Erwartungen. Es geht in der EWC eben wirklich unheimlich knapp zur Sache. Die Leistungsdichte ist enorm hoch und jeder, noch so kleine Ausrutscher wird gnadenlos bestraft. In dieser Hinsicht war ich mit dem Ausgang meiner Südamerika-Tour schon recht zufrieden.

Vergangenes Wochenende nahm ich in Rumänien am Extrem-Enduro „King of Hills“ teil. Die Idee dazu wurde im Winter geboren, als mich mein Kumpel Dirk Grochoski, vielen bekannt als Krawallo, zu diesem Start überredete. Eigentlich hatte ich nach der ganzen Rumreiserei der letzten Tage nicht allzu große Lust und es kostete schon etwas Überwindung, sich auf den Weg zu machen. Aber ich muss sagen, es hat sich voll gelohnt. Die Veranstaltung war eine super Geschichte, auch wenn das Wetter alles andere als gnädig war. Endloser Regen, Nebel und Kälte machten den ohnehin schon schwierigen Kurs zu einem wahren Höllenritt. Am Freitag nach dem Prolog war ich Vierter. Am Samstag ging es nun 100 km querfeldein mit allen erdenklichen Tücken, wie endlose Auffahrten, Bachbetten, Steilhänge, Felskanten usw. alles in einem riesigen Hochwald, keine Wege und Zivilisation weit und breit. Trotz, dass es teils eine enorme Schinderei war, kam ich gut zurecht. Am Ende ebenfalls wieder Platz vier. Für den Sonntag stand der Finale Ritt auf dem Plan. Die Distanz war mit 60 km nicht mehr ganz so lang und auch so war der Kurs etwas schneller abgesteckt, was nicht heißt, das es an Anspruch mangelte. Ich kam erneut wieder recht gut rum und konnte mich letztlich auf den dritten Gesamtrang, hinter Graham Jarvis und Wade Young, vorschieben. Das war natürlich ein riesen Ergebnis für mich!

Die kommenden Tage lasse ich es erst einmal etwas ruhiger angehen. Da stehen hauptsächlich Trainingseinheiten und einige Fahrtechnik-Lehrgänge für mich auf dem Programm. Wettkampftechnisch geht es erst Ende Mai mit den beiden EWC-Läufen in Spanien und Portugal für mich weiter.

Also, bis dahin und in alter Frische
Euer Marcus


Marcus Kehr 26.11.2012 19:08 Uhr
Hallo Leute,

nun ist es aber allerhöchste Zeit, dass ich mich mal wieder zu Wort melde. Die diesjährige Saison war extrem lang und es blieb kaum Zeit, zwischen den ganzen Rennen, deren Vorbereitung und den vielen Trainingseinheiten, Luft zu holen.

Ende August ging es nach Skandinavien zu den EWC-Läufen in Schweden und Finnland. Besonders die Veranstaltung im schwedischen Karlsborg war wirklich erstklassig. Das war eine richtig schöne Geländefahrt, mit 100%igem Geländeanteil und drei Top-Prüfungen. Vor allem der Enduro-Test, welcher komplett im Wald gesteckt war, hatte mit einer Fahrzeit von 15 Minuten ein gewaltiges Ausmaß.

Marcus Kehr - EWC Karlsborg 2012

Den Lauf im finnischen Heinola werde ich wohl eher nicht in so guter Erinnerung behalten. Ich war schon einmal vor vielen Jahren dort und hatte damit auch eine gewisse Erwartungshaltung. Doch die Streckenführung war eher enttäuschend. Zum größten Teil ging es über Wege und Straßen. Dafür gab es aber einen kapitalen Enduro-Test im Wald, der einem alles abverlangte. Im Highspeed ging es über glitschig feuchte Steine und Wurzeln, was nicht ganz ungefährlich war. Dazu noch Nieselregen und für die Jahreszeit eine, selbst für Skandinavien, ungewöhnliche Kälte gaben mir den Rest. Ich fing mir eine extreme Erkältung ein, welche ich auch die kommenden Tage nicht los bekam. Und auch so war ich mit meinem Skandinavien-Trip nicht zufrieden. Meine Punkteausbeute in den vier Läufen lag bei 22 Zählern. Nein, da hatte ich mir ganz klar mehr erhofft!


Nur eine Woche später ging es in Waldkappel weiter. Wie gesagt, ich schlug mich nach wie vor mit der heftigen Erkältung rum. Mir wäre es lieber gewesen, mich ins Bett zu legen, als Motorrad zu fahren. Dementsprechend lief es auch nicht so. Ich habe mich darauf konzentriert, mit Blick auf die Meisterschaft, nicht allzu viele Punkte liegen zu lassen. Platz drei war unter diesen Umständen noch okay.

Marcus Kehr - DEM Waldkappel 2012


Danach hieß es, sich möglichst schnell auszukurieren, denn der Fokus richtete sich ganz klar auf die bevorstehenden Six Days. Das absolute Jahreshighlight!
Im Vorfeld war ja nicht immer nur Positives zu hören. Doch was der Veranstalter dann tatsächlich auf die Beine gestellt hat, war aller Ehren wert. Es war ein Bombenerlebnis, die Six Days vor der eigenen Haustür bestreiten zu dürfen. Die Fans, die Stimmung, die Atmosphäre, es war einfach unglaublich! Die Prüfungen waren natürlich auch allererste Sahne, vor allem die Tage drei und vier haben mir besonders Spaß gemacht!

Marcus Kehr - ISDE 2012

Das wir mit der deutschen Trophy-Mannschaft bereits am ersten Tag unsere Chancen auf ein besseres Ergebnis verspielt hatten, war natürlich sehr bedauerlich. Soviel Pech und unglückliche Umstände werden wohl nie wieder so geballt auftreten. Dennoch war die Stimmung im Team durchweg gut, auch die Fahrer haben sich untereinander blendend verstanden. Persönlich war ich mit meinem Abschneiden sehr zufrieden. Ich konnte mehrere Top-Zeiten fahren. Zweiter, hinter Christoph Nambotin, in einer Prüfung zu werden, ist schon fast wie ein Sieg! Dass ich dann letztlich in der E3-Gesamtwertung den vierten Platz nur um fünf Sekunden verpasst habe, wurmt mich zugegebener Maßen schon etwas.

Marcus Kehr - ISDE 2012

An dieser Stelle geht mein Dank an das deutsche Betreuer-Team, welches einen super Job gemacht hat. Besonders an Bastel, der mich immer beim Service perfekt unterstützte sowie an Hendrik, der als Rucksackfahrer auch Großartiges leistete! Auch der neue Mannschaftscontainer war absolute Weltklasse! Nochmals ein großes Kompliment an die Macher!


Gleich eine Woche nach den Six Days ging es mit dem Lauf in Tucheim nahtlos in der DEM weiter. Das war natürlich das volle Kontrastprogramm zur Vorwoche. Vor allem die teilweise sehr, sehr eng gesteckten Prüfungen waren jetzt besonders gewöhnungsbedürftig. Irgendwie bin ich auch hier nicht so recht in Fluss gekommen. Vier Stürze waren einfach zu viel, dazu noch eine unverschuldete Strafminute. Zum Glück hat es dennoch zum Klassensieg gereicht, im Championat war es Rang drei.

Marcus Kehr - DEM Tucheim 2012


Wiederum nur eine Woche später ging es im fränkischen Streitberg um weitere DEM-Punkte. Und hier muss ich wirklich sagen, das war eine absolute Geländefahrt, der es an nichts mangelte! Der Veranstalter hat sich wirklich ins Zeug gelegt, eine super Runde mit drei wirklich schönen Sonderprüfungen abzustecken. Ich war restlos begeistert und es hat wirklich großen Spaß gemacht, dort zu fahren! Natürlich war auch mein Ergebnis, Klassen- und Championatssieg, optimal.

Marcus Kehr - DEM Streitberg 2012


Von dort aus ging es gleich weiter zum EWC-Finale in das französische Brignoles. Und das war wieder ein Wochenende, bei dem nichts zusammen lief. Am ersten Tag war ich noch gut dabei, bis ich einen kapitalen Abflug, bei extrem hoher Geschwindigkeit, zwischen den Steinen hatte. Nach einer mörderischen Schrecksekunde merkte ich, dass glücklicherweise nichts weiter passiert war. Ich war okay, nur mein Motorrad lag auf dem Kopf. Doch die unmittelbar daneben stehenden Sanitäter hinderten mich an einer Weiterfahrt. Sie bestanden darauf, mich zu untersuchen, da auch mein Helm einen ordentlichen Kratzer abbekommen hatte. Bis sie das OK zur Weiterfahrt gaben, waren die 15 Minuten der Ausschluss-Toleranz bereits verstrichen und ich folglich draußen. Tag zwei war nicht wirklich besser. Gleich zu Beginn, im ersten Enduro-Test, erwischte ich einen Stein, welcher mir den Fußbremshebel stark beschädigte und ein Loch in den Kupplungsdeckel gerissen hat. So konnte ich nur noch durchrollen und verlor eineinhalb Minuten auf die Konkurrenz. Somit war es das wieder mit einer guten Platzierung. Die WM schloss ich letztlich als Gesamtachter ab.


Von Frankreich aus ging es, nach einem kurzen Zwischenstopp zu Hause, nahtlos zum vorletzten DEM-Lauf nach Dachsbach. Dort erwartete uns ein Wintereinbruch mit ordentlich Schnee. Daher musste die zweite Prüfung etwas entschärft werden. Irgendwie kam ich an diesem Tag überhaupt nicht in meinen gewohnten Rhythmus. Zudem kostete mich ein heftiger Überschlag sehr viel Zeit. Bei dieser Aktion habe ich mir nicht nur den Lenker verbogen und diverse Plastik-Teile eingebüßt, sondern auch meinen Klassensieg weggeschmissen. Dennoch konnte ich vorzeitig den E2-Titel sicher stellen.

Marcus Kehr - DEM Dachsbach 2012


Anfang November nun das große Finale. Woltersdorf war erstmalig DEM-Austragungsort. Mit einem aufwendig gemachten abendlichen Prolog, zwei tollen Sonderprüfungen und einer ordentlichen Streckenführung, konnte der Veranstalter punkten. Es war eine wirklich schöne Geländefahrt, es ist eben nur etwas schade, dass diese erst relativ spät im Jahr stattfindet. Bis auf einen Sturz lief es bei mir an diesem Tag recht gut. Ich konnte den Championats-Titel auch 2012 wieder erfolgreich verteidigen. Somit konnte ich erneut alle drei ausgeschriebenen, möglichen Titel gewinnen.

Marcus Kehr - DEM Woltersdorf 2012


Zum Abschluss möchte ich mich noch bei allen bedanken, welche mit ihrer Unterstützung die Erfolge erst möglich gemacht haben: Harald und sein Team haben wieder grandios gearbeitet, speziell Lehmi, welcher sich ehrenamtlich erstklassig um meine Motorräder gekümmert hat. Dann natürlich auch bei KTM und Norbert Zaha sowie bei meinen Sponsoren, die jederzeit voll hinter mir standen und mich bestmöglich unterstützt haben. Und zu guter Letzt bei meiner Familie, die mich immer zu den Rennen begleitete und ohne deren Rückhalt das alles nie möglich wäre! DANKE an Euch alle!

Marcus Kehr & Team 2012

Jetzt bleibt mir nur noch, Euch allen eine schöne Adventszeit, ein frohes Weihnachtsfest sowie einen guten Start ins neue Jahr zu wünschen! Wir sehen und hören uns 2013 wieder!

Bis dahin, alles Gute und in alter Frische
Euer Marcus


Marcus Kehr 03.08.2012 15:27 Uhr
Hallo Leute,

ich bin Euch ja noch den Bericht vom EWC-Wochenende in Italien schuldig. Mittlerweile liegt dieser auch schon wieder einige Zeit zurück. Ausgetragen wurden die Läufe neun und zehn in der Toskana. Genauer gesagt in Castiglion Fiorentino, Heimat von Rallye-Legende Fabrizio Meoni.
Das Wetter war typisch italienisch, durchweg hochsommerlich mit bis zu 45 Grad. Ich bin eigentlich immer für wärmeres Klima zu haben, aber das war wirklich etwas zu viel des Guten. Selbst die Nächte brachten kaum Abkühlung, so dass man auch sehr schlecht schlafen konnte.
Der obligatorische Prolog am Freitagabend verlief, mit der fünftbesten Zeit meiner Klasse, recht vielversprechend. Auch am ersten Fahrtag kam ich mit der Strecke und den Prüfungen richtig gut zurecht. Die Tests selbst waren richtig schön kernig und anspruchsvoll. Besonders der Enduro-Test hatte es in sich. Dort gab es nur eine einzige Spur. Dadurch, dass die Streckenführung einen kleinen Bach durchquerte, wurde immer wieder Wasser auf die folgenden Hartboden-Passagen übertragen. Es entstand eine Art Schlick, was die ganze Angelegenheit sehr rutschig und glatt machte. Ein Spiel zwischen Gas und Bremse.
Und genau in diesem Test in der vorletzten Runde erwischte es mich. Ich bin über das Vorderrad weg und in die Büsche gerutscht. Dabei verkeilte sich mein Motorrad dermaßen in den Wurzeln, dass ich es einfach nicht wieder herausbekam. Dadurch, dass die Strecke an der Stelle sehr eng war und alle 15 Sekunden der nächste Fahrer vorbeischoss, hatte ich keine Chance mich allein aus dieser misslichen Situation zu befreien. Ich fluchte und schrie, bis mich ein Streckenposten bemerkte und mir zur Hilfe eilte. Alles in allem kostete mich diese Aktion ganze vier Minuten. Somit ging es von Rang fünf auf fünfzehn zurück!
Im Ziel war ich dann natürlich maßlos enttäuscht, hatte die Schnauze wirklich gestrichen voll! Alles hätte gepasst, das Publikum war fantastisch und auch viele deutsche Fans waren an der Strecke, welche mich so super unterstützten. Und dann das!
Der zweite Tag lief dann ohne größere Missgeschicke. Es ging die ganze Zeit mächtig eng zwischen Sebastien Guillaume, Marko Tarkkala und mir hin und her. Am Ende war es Rang acht. Bei einer Fahrzeit von über einer Stunde, fehlten mir lediglich zehn Sekunden zu Platz sechs. Ärgerlich! Damit war meine Punkteausbeute des Wochenendes mehr als überschaubar. In der Gesamtwertung bin ich einen Platz zurückgerutscht. Aber ich bin fest entschlossen, bei den nächsten EWC-Läufen in Skandinavien mir diesen wieder zurückzuholen. Doch bis dahin ist ja noch ein klein wenig Zeit. Jetzt heißt es zunächst wieder Trainieren, Motorräder abstimmen und sich auf den kommenden DEM-Lauf in Burg vorzubereiten.

Also dann, bis bald und in alter Frische
Euer Marcus

Gehe zu Seite: [1] [2] [3] [4] [5] [6] [7] [8] [9] [10] [11] [12] [13] [14] [15] [16] [17] [18] [19] [20] [21] [22]