Marcus Kehr | 18.04.2008 16:29 Uhr |
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Hallo Leute, heute nun werde ich ein paar Zeilen über den DEM-Lauf in Dahlen schreiben, obwohl es da gar nicht so viel zu berichten gibt. Durch die Regenfälle der voran gegangenen Tage konnte man die Landschaft in der Dahlener Heide getrost als "Land unter" bezeichnen. Das Wasser stand förmlich auf den Feldern und der Fluss Dahle hatte so einen gewaltigen Pegel, dass es unmöglich war, ihn mit dem Motorrad zu durchfahren. So wurde vom Veranstalter schon im Vorfeld eine Menge abverlangt und Improvisation war gefragt. Die Strecke wurde zum Teil gänzlich umgeleitet. Es ging mehr über Straßen als durch das Gelände. Die Motocross-Prüfung wurde drastisch gekürzt, was leider sehr schade war. Der Veranstalter hatte sich alle Mühe gegeben, aus den Umständen noch das Beste zu machen. Für das Wetter kann ja schließlich niemand etwas. Für mich persönlich war es das blanke Kontrastprogramm gegenüber den letzten Wochen. Nicht einmal 22 Minuten Prüfungszeit. Das ist schon arg wenig und nicht unbedingt förderlich für das Ansehen der DEM. Trotz alledem hatte ich am Ende knapp 43 Sekunden Vorsprung auf Mike Hartmann in der Championats-Wertung und in der Klasse E2 sogar über 53 Sekunden auf Stefan Geyer. Ich kam sturzfrei durch, hatte keinerlei Probleme und konnte auf allen sechs Prüfungen absolute Bestzeit fahren. Das war schon TOP! Was ich natürlich als äußerst positiv empfand, war die Tatsache, dass ich nach dem Rennen abends schon um fünf bei mir zu Haus auf dem Sofa saß. Das war schon der pure Luxus, wenn ich sonst so an die Heimwege der WEC-Läufe denke… In den nächsten Wochen bin ich wieder hauptsächlich in den Diensten von KTM unterwegs. Ab dem kommenden Donnerstag halte ich am Erzberg, zusammen mit Offroad-Legende Gio Sala ein Training ab. Das wird bestimmte eine spannende Sache. Sobald es wieder etwas Neues gibt, lasse ich von mir hören. Bis dahin in alter Frische, Euer Marcus |
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Marcus Kehr | 09.04.2008 21:00 Uhr |
Hallo Leute, nun ist mittlerweile die dritte Runde der WEC Geschichte und ich bin endlich wieder einmal zu Hause und kann Euch in aller Ruhe von meinem neuerlichen Auftritt in der Enduro-WM berichten. Wie ich schon von Spanien aus geschrieben hatte, fanden die Runden 5 & 6 in Sitges unweit von Barcelona statt. Da wir schon am Dienstag angekommen waren, hatten wir genug Zeit noch etwas auszuspannen. Aber schon am Mittwoch ging es auf die Strecke, Prüfungen laufen, versuchen die beste Spur zu finden und sich die Kurven zu merken. Am Donnerstag das gleiche Spiel, Prüfung laufen und sich möglichst alle Gegebenheiten im Gelände einprägen. Am Nachmittag bekam ich dann erst einmal mein Motorrad zu Gesicht. Das wurde in der Zwischenzeit vom Farioli-Team generalüberholt und ich kann Euch sagen, das Bike war wie neu! Sensationell! Ein großes Dankeschön noch einmal an Fabio Farioli und seine Truppe, die wirklich immer wieder einen unfassbar guten Job machen. Am Freitag ging es dann auf die Teststrecke. Da war schon mächtig was los. Mehrere Dutzend Fahrer, die ihre Motorräder einfuhren und abstimmten. Der Boden war knochenhart, so dass es von den Stollen regelrechte schwarze Abriebspuren auf der Strecke gab und über dem gesamten Areal eine gewaltige Staubglocke hing. Da war mir schon klar, was mich erwarten würde. Nach ein paar kleinen Fahrwerksabstimmungen und leicht geänderter Übersetzung ging meine geliebte 300er ins Parc Ferme. Der Samstag lief recht gut an, nur am Ende der ersten Runde gab es einen Defekt am Auspuff, so dass das Teil gewechselt werden musste. Dies war aber nur an einer ZK möglich, an welcher auch der Service erlaubt war. Dort ging es recht knapp zu. Die Mechaniker vom Team Farioli gaben alles (in der WEC dürfen die Team-Mechaniker schrauben), da aber der Auspuff verdammt heiß war, lief nicht alles so reibungslos. So wurde die ganze Sache zu einer sehr engen Kiste. Am Ende war ich drei Sekunden zu spät an der Uhr, was mir gleich eine Strafminute einbrachte! Ich hätte k… können! Nach dem tollen Auftritt in Portugal, war das natürlich ein herber Rückschlag. Somit rutschte ich fast bis ans Ende des gesamten E3-Starterfeldes… Und dann noch drei Runden zu fahren, obwohl ich wusste, dass ich hoffnungslos hinten lag, das war schon nicht leicht mit der Motivation. Ich setzte alles daran, noch ein paar Plätze gut zu machen, blieb aber beim letzten Extrem-Test noch einmal ordentlich hängen. Am Ende nur ein enttäuschender 12. Platz. Am Sonntag klappte es wesentlich besser. Keine Probleme mit dem Motorrad, teilweise die drittbesten Prüfungszeiten in meiner Klasse und den ganzen Tag mit den Enduro-Größen wie Stefan Merriman und Sebastien Guillaume um den vierten Platz gekämpft. Das ist schon ein Wahnsinnsgefühl, mit solchen Leuten um Sekunden zu fighten. Ich lag bis zur letzten Prüfung auf Platz 5, dann aber passierte mir ein Missgeschick und ich bin über das Vorderrad weggerutscht. Das waren nur 4-5 Sekunden, aber genau die haben mir zum Schluss auf Guillaume gefehlt und so war es Rang 6. Wenn ich noch die kleinen Faselfehler abstelle und so gut wie in Portugal durchkomme, wäre auch wieder ein Platz unter den ersten Drei möglich, denn von den Zeiten her passt alles soweit schon, nur eben die Konstanz fehlt. Aber das bekomme ich auch noch hin. Für die nächsten WEC-Runden in Polen, habe ich mir fest vorgenommen, in der Gesamtwertung auf den vierten Platz vorzufahren. Schließlich liegt Guillaume 5 Punkte und Björn Carlsson nur 3 Zähler vor mir. Aber bis dahin ist noch eine Weile Zeit. Nächste Woche steht erst einmal der zweite DEM-Lauf in Dahlen auf dem Programm. Ich hoffe, dass es wenigstens von oben trocken bleibt, denn ich denke, dass die Strecke an sich schon nass und schlammig sein wird. Vielleicht sieht man sich dort? Anschließend gönne ich mir ein paar Tage Ruhe, an denen ich definitiv mal kein Motorrad fahren werde. Zum Schluss noch herzliche Grüße an Jochen und meinen Vater, die mich als Rucksackfahrer & Betreuer super in Portugal und Spanien unterstützt haben! Ich konnte mich 100%ig auf Euch verlassen und das war auch ein ganz wichtiger Baustein! Vielen Dank! Bis bald in alter Frische, Euer Marcus |
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Marcus Kehr | 01.04.2008 13:01 Uhr |
Hallo Leute, mittlerweile haben wir Portugal wieder verlassen und sind schon am spanischen WEC Austragungsort Sitges der Runden 5 & 6. Das liegt nur etwa 40 km von Barcelona entfernt, direkt am Meer. Heute steht erst einmal ein Ruhetag auf dem Programm, ein wenig ausbaumeln, Wunden lecken und das Erlebte und Erreichte in Ruhe verdauen. Ich kann es immer noch nicht recht glauben, dass in Portugal alles so perfekt lief. Zweimal Podiumsplatz, das erste Mal fuer mich ueberhaupt in der WEC. Das ist mehr, als ich mir je dort erhofft hatte. Aber der Reihe nach. Nach Schweden nahm ich mit Mike Wronna in Karlshof noch ein paar Veraenderungen an meiner 300er KTM vor. Als ich dann in Portugal auf der Teststrecke die ersten Runden drehte, merkte ich schon, dass mein Bike perfekt funktionierte. Das gab mir Hoffnung fuer das Rennen. Als es dann am Samstag losging, war ich von Anfang an bei den Leuten dabei. Ich hatte keinen Sturz und die Zeiten passten. Ehrlich, wo ich genau lag wusste ich nicht und mein Vater meinte nur: „Du bist gut dabei, super Zeiten!“ Aber als auch die Teamchefs der Werksteams eifrig meine Zeiten notierten und mich selbst Fahrer wie Marko Tarkkala darauf ansprachen, war mir klar, dass es heute sehr weit nach vorn gehen konnte. Vor der letzten Pruefung erfuhr ich, dass ich auf dem vierten Platz lag. Weniger als eine Sekunde hinter Seb Guillaume. So setzte ich alles auf eine Karte und am Ende reichte es zu Platz 3, hinter Samuli Aro und Marko Tarkkala. Unfassbar!!! Die Siegerehrung, ein Wahnsinn! Mein Vater schwenkte die schwarz-rot-goldene Fahne! Das muss ja schon eine Ewigkeit her sein, dass einmal bei einer solchen Ehrung die Deutschlandfahne gehisst wurde. Ich kann das Gluecksgefuehl gar nicht richtig beschreiben. Die vielen Gratulanten, KTM-Teamchef Fabio Farioli, Pit Beirer der in Portugal war, der WEC Promoter Alain Blanchard der sich wahnsinnig freute, und und und, die Glueckwunsch-SMS, die Gaestebucheintraege… Danke dafuer! Es war der Wahnsinn… Noch aufgekratzt und hoch motiviert ging es am naechsten Tag an den Start. Die Strecke war noch schwieriger. Total ausgefahren und der Schlamm, welcher schon am Vortag die Strecke dominierte, war noch tiefer und heftiger. Hinzu kam ein Hagelschauer, der es auch nicht einfacher machte. Es gab eine Etappe zwischen dem Enduro- und Motocross-Test, die war der absolute Hammer. Steine, Felsen ohne Ende, Schlamm, Bach- und Flussbetten, steile Auf- und Abfahrten. Ich hatte mich an Aro rangehangen. Wir preschten mit Vollgas durch den Wald, mehr war wirklich nicht moeglich, das war das absolute Limit. Dann kam man an die ZK und hatte gerade einmal noch eine knappe Minute Zeit. Und obwohl man fertig war, galt es gleich den MX-Test zu absolvieren, so schnell wie moeglich und wieder voll konzentriert… Dies umzusetzen, gelang mir an diesem Tag allerdings noch besser. Zweimal Pruefungsbestzeit in meiner Klasse E3, am Ende wieder der dritte Rang. Hinter Christophe Nambotin und Aro, der nur 3 Sekunden vor mir war. Es war unfassbar! Bei so einer kapitalen Enduro-Schlacht, ja so konnte man es nennen, die von den Fans und Zuschauern super besucht war, zweimal auf dem Treppchen zu stehen, war schon der blanke Wahnsinn! Am kommenden Wochenende werde ich natuerlich alles daran setzen, meine Leistungen zu bestaetigen. Bis dahin heisst es aber, in den naechsten Tagen Motorrad vorbereiten und Pruefung laufen, Pruefung laufen, Pruefung laufen… Ich hoffe, Ihr haltet mir die Treue, viele Gruesse aus Spanien Bis bald in alter Frische, Euer Marcus Mein erstes Podium in der WEC!!! Thanks to Jonty Edmunds for the photo! |
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Marcus Kehr | 25.03.2008 10:49 Uhr |
Hallo Leute, ich hoffe, Ihr habt das Osterfest gut verbracht. Bei mir beschränkte es sich auf ein paar ruhige Stunden mit meiner Familie, um die Akkus wieder aufzuladen und natürlich hauptsächlich auf das zwangsläufige Wäschewaschen, da ich erst am vergangenen Donnerstag von meinem Schweden-Trip zurückgekommen bin. Wie ich schon geschrieben hatte, sind wir bis Stockholm geflogen und von da aus durch die endlosen Wälder bis nach Östersund per Mietauto gefahren. Dort angekommen, gab es wieder nichts außer Schnee und Kälte. Der WEC-Lauf auf dem weißen Untergrund ist schon etwas ganz spezielles und ich werde mich bestimmt nie so richtig daran gewöhnen können. Im Vorfeld sei noch zu erwähnen, dass der Extrem-Test abgesagt wurde. Ursprünglich sollte dieser auf einem tief gefrorenen See ausgetragen werden. Allerdings war das zu gefährlich, da teilweise das Eis aufgebrochen war und so das Wasser auf der Strecke stand. Nicht auszudenken, wenn man da gestürzt wäre… So gab es dann doch „nur“ einen MX-Test und einen Enduro-Test mit einer satten Fahrzeit von über elf Minuten… Als es am Samstag dann endlich los ging, war ich schon etwas nervös, da man ja noch nicht wusste wo man stand. Aber es lief besser als gedacht. Der MX-Test war nicht ganz so mein Fall. Die Strecke lag den ganzen Tag im Schatten und demzufolge war es dort immer extrem kalt und ich bin nie so richtig warm geworden. Dafür lief der Enduro-Test umso besser. Dieser war kernig, führte durch den Wald und war wirklich schön abgesteckt. Dementsprechend waren auch meine Zeiten und das war auch der Grundstein für meinen 7. Platz am ersten Tag. Klar, gegen die Skandinavier wie Aro, Tarkkala, Carlssson & Eriksson hat man auf diesem Geläuf im Normalfall nicht die Spur einer Chance. Aber dahinter ging es schon relativ knapp zu. Für den nächsten Tag wurde die Strecke noch etwas umgesteckt, da der Boden zum Teil extrem aufgebrochen war und sich tiefe Spurrinnen bildeten, welche manchmal fast unbefahrbar waren. Am zweiten Tag wollte ich das Ergebnis natürlich wiederholen, wenn möglich sogar noch verbessern. Leider gelang mir das nicht ganz. Ich kämpfte den ganzen Tag mit Alex Botturi um den 7. Platz. Ich war nur wenige Sekunden hinter ihm und setzte beim letzten Enduro-Test alles auf eine Karte. Leider kam es bei mir zum Sturz, Alex jedoch kam durch und so war es für mich am Ende der achte Rang. Trotz alledem bin ich mit meinem Auftritt in Schweden zufrieden. Ich habe ordentlich Punkte gesammelt, liege in der Zwischenwertung gemeinsam mit Alex Botturi auf Rang 7 und habe mir keine Verletzung zugezogen. Da gibt es andere Fahrer, die leider schon viel mehr an Boden eingebüßt haben. So Fabien Planet, der zwei „Nuller“ schrieb, Stefan Merriman, der nicht über Platz 13 hinaus kam oder Vita Kuklik, der letztes Jahr mit mir in Augenhöhe kämpfte… Aber es gab für mich auch einen ganz klaren Gewinner in Schweden. Nämlich den Zweitakter! Samuli Aro gewann beide Tage mit meiner geliebten 300er KTM! Das zeigt, dass der Zweitakter noch lange nicht tot ist und darüber habe ich mich riesig gefreut!!! Mittlerweile bin ich schon wieder Richtung Iberische Halbinsel unterwegs, wo in Portugal und Spanien die WEC-Läufe 3-6 anstehen. Die Revanche der Südländer sozusagen… Trotz der starken Konkurrenz steht mein Ziel für die nächsten Läufe fest: TOP5-Platzierungen! Sicher wird das nicht einfach, aber man muss sich solche Ziele setzen, damit man vorwärts kommt. Ich hoffe Ihr drückt mir die Daumen, damit ich mich mit positiven Neuigkeiten aus Vale de Cambra / Portugal bei Euch wieder melden kann. Bis dahin in alter Frische, Euer Marcus |
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Marcus Kehr | 10.03.2008 12:31 Uhr |
Hallo Leute, bevor ich heute Nachmittag den Flieger in Richtung Schweden besteige, wollte ich Euch eben mal schnell berichten, wie gestern der Auftakt zur Enduro-DM für mich verlaufen ist. Die Streckenführung an sich hatte wenig mit einer Geländefahrt zu tun, dafür waren aber die zwei Prüfungen umso besser. Ich kam in dem, von mir ungeliebten Sand besser zurecht, als gedacht und konnte sogar den holländischen Sand-Spezialisten Hans Vogels um 10 Sekunden schlagen. Auf Andreas Beier, der hinter mir bester Deutscher wurde, hatte ich bereits eine dreiviertel Minute Vorsprung. Das hat mich schon etwas überrascht, weil ich das so überhaupt nicht erwartet hatte. Das motiviert mich natürlich für den WM-Lauf in Östersund am kommenden Wochenende umso mehr. Ich bin sowieso gespannt, wie sich dieses Jahr das Kräfteverhältnis in der Klasse E3 verteilt. Viele gute Fahrer wie Aro, Merriman, Planet & Nambotin sind neu hinzugekommen. Besonders interessant dürfte der Fight zwischen Marko Tarkkala und Samuli Aro werden. Vom fahrerischen ebenbürtig, beides Finnen mit denselben Qualitäten und beide auf KTM, der eine jedoch auf einer Viertakt, der andere, wie ich auf einer 300er Zweitakt. Für mich sind diese beiden die Favoriten, aber dahinter wird es eng zugehen und ich hoffe, doch auch ein gehöriges Wörtchen mitreden zu können. Wir werden also sehen… Bis dahin in alter Frische, Euer Marcus Sand ohne Ende beim DEM-Auftakt in Uelsen |