Marcus Kehr |
20.03.2012 17:22 Uhr |
Hallo Leute,
mittlerweile bin ich auf dem Weg nach Chile, genauer gesagt nach Talca, wo der diesjährige EWC-Auftakt stattfindet. Lenker einfach nicht mehr festhalten konnte, schweren Herzens aufgeben.
Die Saisonvorbereitung verlief nahezu perfekt. Im alten Jahr war bei uns das Wetter noch optimal zum Trainieren und Mitte Januar ging es für mich ohnehin ins sonnige Spanien. Inzwischen kenne ich mich dort schon richtig gut aus, schließlich ist es ja nicht das erste Mal, dass ich mich dort auf das kommende Enduro-Jahr vorbereite. Und so fällt es auch auf, dass immer mehr Fahrerkollegen aus ganz Europa das milde Klima und die vielen Trainings-
möglichkeiten zur optimalen Saisonvorbereitung nutzen.
So waren auch Mike Hartmann und Eddi Hübner vor Ort, mit denen ich viel trainiert habe. Wir waren eine wirklich gute Truppe und es hat mächtig Spaß gemacht. Was weniger Laune gemacht hat, war die extreme Trockenheit. Dadurch präsentierten sich die Strecken in extrem hartem Zustand, die Bodenverhältnisse waren schon fast asphaltartig.
Mitte Februar fiel seitens KTM die Entscheidung, dass ich 2012 in der DEM mit einer 250er Zweitakt-Maschine ausrücken sollte. So wurde es dann, als ich wieder zurück in der Heimat war, leicht stressig. Das neue Motorrad hatte Harald Sturm und sein Team bereits perfekt vorbereitet. Dennoch mussten noch einzelne Details und Feinheiten abgestimmt und anschließend getestet werden. Trotz, dass ich die neue 250er nur zweimal gefahren bin, ging es mit einem guten Gefühl zum Saison-Auftakt ins niedersächsische Uelsen.
Uelsen, was soll ich groß dazu schreiben. Positiv auf jedem Fall die Prüfungen. Die erste entwickelte sich über den Tag, als sie richtig schön ausgefahren war, als technisch recht anspruchsvoll. Eigentlich genau so , wie ich es mag. Auch die zweite Prüfung war gut und abwechslungsreich abgesteckt. Dafür aber haben die Etappen nicht viel mit einer Geländefahrt zu tun.
Vom Ergebnis her konnte ich zufrieden sein. Sieg in der Klasse sowie im Championat, obwohl ich mich noch nicht ganz 100%ig auf der 250er wohlgefühlt habe. Da merkt man doch, dass meine gewohnte 300er mehr Leistung hat, die geht schön "von unten" raus. Bei der 250er muss man hingegen viel agiler sein, mehr schalten etc.
Als nächstes stehen nun die ersten beiden Läufe zur Enduro-WM auf dem Programm. Da bin ich allerdings wieder mit meiner geliebten 300er in der E3 am Start. Los geht’s am kommenden Wochenende in Talca in Chile und eine Woche später folgt der Lauf im argentinischen San Juan. Schon im Vorfeld gestaltete sich die komplette Reiseplanung als der reine Wahnsinn. An was man alles denken muss und beachten, da lässt man schon so mache Nerven.
So, ich hoffe, Ihr drückt mir für den EWC-Auftakt kräftig die Daumen, damit ich mich, mit möglichst positiven Neuigkeiten nach meinem Südamerika-Trip, bei Euch wieder melden kann.
Bis dahin, in alter Frische,
Euer Marcus
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Marcus Kehr |
23.12.2011 10:17 Uhr |
Hallo Leute,
das Jahr neigt sich dem Ende. Zeit, noch einmal die Saison kurz Revue passieren zu lassen. Ehrlich gesagt war 2011 eines der schwierigsten Jahre meiner motorsportlichen Laufbahn. Der Sturz bei der Enduro-WM Anfang des Jahres hat mich doch stärker aus der Bahn geworfen als gedacht. Zwar konnte ich den DEM-Lauf in Venusberg bestreiten und für meine eigene Erwartungen übererfüllen, doch schon beim nächsten EWC-Lauf in der Türkei holte mich die Realität wieder ein. Zu jenem Zeitpunkt war es, rückblickend gesehen, einfach zu früh, wieder in der WM zu starten. Die Anforderungen sind dort eben noch einmal deutlich höher, was ich dann auch wieder gnadenlos zu spüren bekam. Während in der Türkei am ersten Tag meine KTM in einer Wasserdurchfahrt zu viel Nässe zog, musste ich am zweiten Tag, auf Grund starker Schmerzen und der Tatsache, dass ich den Lenker einfach nicht mehr festhalten konnte, schweren Herzens aufgeben.
In Griechenland bin ich ebenfalls nur mit durchgerollt und habe versucht, wenigstens ein paar Punkte zu sammeln. Dennoch, die Saison war gelaufen. Bei den folgenden Rennen versuchte ich noch, etwas Schadensbegrenzung zu betreiben. Beim Finale in Frankreich ging eine völlig verkorkste Saison mit einem versöhnlichen sechsten Tagesrang zu Ende. In der WM spülte mich das noch auf einen zehnten Gesamtrang nach vorn. Trotz einer persönlich, sehr enttäuschenden Saison war die EWC an sich wieder ein tolles Erlebnis! Die einzelnen Veranstaltungen waren durchgängig wieder top organisiert, die Atmosphäre super und die Strecken einmalig.
Im Sommer veranstaltete ich meine Lehrgänge in Polen, was sich als großer Erfolg entpuppte. Ich hätte nicht gedacht, dass es so gut angenommen wird. Eine Fortsetzung im kommenden Jahr ist auf alle Fälle vorgesehen.
Die deutsche Enduro Meisterschaft fand, nach einer langen Sommerpause Mitte September, in Dachsbach ihre Fortsetzung. Allerdings bin ich dort überhaupt nicht in Fahrt gekommen. Am Ende war es nur der dritte Rang in der der Championatswertung, welchen ich mir ganz klar selbst zu zuschreiben hatte. Nach diesem Lauf war für mich persönlich die Sache um den Championatstitel 2011 bereits gegessen. Zuviel Punkte hatte ich schon in Venusberg eingebüßt und nun weitere in Dachsbach. 15 Punkte Rückstand, das war aus eigener Kraft kaum noch zu schaffen.
Doch in Burg platzte der Knoten. Ich fühlte mich besser und auf einmal lief es wieder entsprechend rund. Ich konnte dort beide Tage gewinnen sowie den anschließenden Lauf in Tucheim. Dies hatte ich nicht wirklich erwartet und es brachte mich in eine gute Ausgangsposition für das Finale in Zschopau. Dort reichte, hinter den beiden Gaststartern Eero Remes und Marc Bourgeois, ein dritter Tagesrang, um mit Dennis punktgleich zu ziehen. Auf Grund der "Majorität der besseren Platzierungen", wie es offiziell im Reglement heißt, konnte ich meinen Titel in letzter Sekunde und so knapp wie noch nie, erfolgreich verteidigen.
Anschließend bin ich zum Saisonausklang noch zwei weitere Rennen gefahren. Zum einen das GetzenRodeo Extrem-Endurocross in Grießbach, zum anderen den Novemberpokal in Woltersdorf. Beide Veranstaltungen waren auf ihre Art absolut erstklassig und haben mir riesig Spaß gemacht!
Jetzt möchte ich noch einmal die Gelegenheit nutzen, mich bei allen Sponsoren und Partnern für das entgegengebrachte Vertrauen zu bedanken und dass alle, trotz einer schwierigen Saison, zu mir gehalten haben: Bei Norbert Zaha & KTM Deutschland, Wolfgang Butzner vom Metzeler Reifendienst, Harald Sturm & Team, ZAP Technix, Arai, Scott, Forma, Acerbis, dem ADAC Sachsen insbesondere Gunter Illgen sowie allen weiteren Sponsoren. Besonders aber bei meiner Freundin Ulrike und meinen Eltern, welche es mit mir nicht immer einfach hatten und immer zu 100% hinter mir standen! Und natürlich nicht zuletzt bei den zahlreichen Fans, welche an den Strecken immer für einen zusätzlichen Motivationsschub sorgten!
Für das kommende Jahr bleibt bei mir alles beim Alten. Ich werde weiterhin die Farbe Orange bei der EWC und DEM vertreten! Aber bis dahin ist ja noch ein wenig Zeit.
Ich wünsche Euch nun allen frohe und besinnliche Weihnachten sowie einen guten Rutsch in das "Six Days"- Jahr 2012!
Bis bald, in alter Frische,
Euer Marcus
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Marcus Kehr |
23.05.2011 19:15 Uhr |
Leider musste auf Grund meiner Verletzung der erste Termin abgesagt werden.
Die beiden anderen Trainings-Termine am 29.06. - 03.07. und 17.08 - 21.08.
finden, wie geplant, statt.
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Marcus Kehr |
23.05.2011 19:08 Uhr |
Hallo Leute,
zuletzt habe ich mich mit weniger erfreulichen News bei Euch gemeldet. Seitdem sind nun schon wieder einige Wochen vergangen und der Heilungsprozess an meiner gebrochenen Hand schritt zwischenzeitlich gut voran. Auch wenn die Genesung der Verletzung bis dato optimal verlief, dauerte mir die Zwangspause viel zu lang. Vor allem, als zuletzt bei uns zu Hause so herrliches Wetter war und ich rein gar nichts machen konnte, war eine unfassbar schwere Situation für mich. Dennoch habe ich versucht, langsam wieder mit dem Rad-Training zu beginnen. Aber auch das war wenig von Erfolg gekrönt. Jede noch so kleine Bodenwelle auf der Straße hat sich sofort über das Rennrad direkt auf mein Handgelenk übertragen. An Mountainbike fahren war somit erst gar nicht zu denken. Um ehrlich zu sein, die Tage der Zwangspause wurden teilweise unerträglich. Schweren Herzens musste ich auch vorletztes Wochenende den EWC-Lauf auf Sizilien sausen lassen. Ein Start wäre dort noch nicht möglich gewesen und in dieser Verfassung vollkommen unverantwortlich. Zudem wäre es sinnlos dort anzutreten, wenn man nur maximal zwei Drittel sein eigentliches Potentials abrufen kann.
So galt mein Hauptaugenmerk dem Ziel, unbedingt am DEM-Lauf in Venusberg teilnehmen zu können, um dort wenigstens ein paar Punkte für die Meisterschaft einzufahren. So schonte ich mich weiterhin und wartete meinen Termin bei Dr. Jan Kolomaznik ab, welchem ich bei der ganzen Behandlung unendlich viel zu verdanken habe. Am vergangenen Montag bekam ich endlich grünes Licht und am Dienstag saß ich das erste Mal auf meinem geliebten Zweitakter. Es ist schon Wahnsinn, was man zunächst für ein Handicap hat, wenn man fünf Wochen kein Motorrad gefahren ist. So versuchte ich mich nun vergangene Woche, so gut es ging, mit Fahrtraining bei mir zu Hause, auf der Flöhaer Motocross-Strecke, in Form zu bringen.
Und dann stand die DEM-Doppelveranstaltung vor der Tür. Der Samstag begann zunächst sehr schwierig für mich. Ich konnte mit der rechten Hand einfach keine Faust machen und hatte arge Bedenken, dass es mir den Lenker verschlagen würden. So bin ich sehr auf Sicherheit gefahren und habe, an manch wellige Vollgas-Passage, etwas Tempo herausgenommen. Vom Kopf her war das keine einfache Situation. Man weiß genau, man kann auf einem ganz anderen Level fahren, aber körperlich ist das nicht möglich. Ich hatte einfach nicht die nötige Kraft in den Armen. Zudem machten sich die Schmerzmittel bemerkbar. Ich fühlte mich eher müde und träge. So, als hätte man eine strake Grippe. Doch trotz der Schmerzen und der Tatsache, dass ich nicht so fahren konnte wie ich wollte, reichte es in der Championatswertung zu einem dritten Rang, hinter den beiden sensationell fahrenden Dennis Schröter und Christian Weiß. In der E3-Klasse bedeutete dies den zweiten Platz.
Der Sonntag gestaltete sich für mich ähnlich wie der Samstag. Die Schmerzen waren nicht mehr, aber auch nicht weniger. Gegen Rennmitte zog ein starkes Unwetter auf. Hereinbrechender Starkregen und Gewitter führten zum vorzeitigen Rennabbruch, gerade da, als ich noch einmal eine super Zeit hinlegte. Leider ging diese dann nicht mehr in Wertung ein, da die letzten Fahrer auf der Prüfung nicht mehr gewertet wurden. Trotz aller Probleme mit meiner Hand, fand ich es jammerschade, dass der zweite Tag vorzeitig beendet werden musste. Gerade durch den heftigen Regen, als die Strecke richtig schlammig wurde und so der Anspruch weiter zunahm, wäre ich gern noch ein paar Runden gefahren. Genau das wären meine Bedingungen gewesen, um noch etwas Zeit auf die Konkurrenz aufzuholen. Ärgerlich, so hätte es vielleicht doch noch zum Klassensieg gereicht. Denn den verfehlte ich am Ende, denkbar knapp, um lediglich 0,75 Sekunden.
Alles in allen bin ich dennoch sehr zufrieden mit meinem Abschneiden. Wer hätte das noch vor einer Woche gedacht? Vor allem die Zeiten waren in Ordnung. Die Veranstaltung an sich und der Wettkampfmodus waren ebenfalls rundum gelungen. Das Konzept, mit einer langen Prüfung und einer kurzen Etappe, welche es jeweils zehn Mal zu absolvieren galt, ging voll auf. Einzig auf dem Wiesenabschnitt hätte ich mir vielleicht etwas mehr Anspruch gewünscht. Ein paar zusätzliche Hindernisse hätten da die perfekte Abhilfe geschaffen.
Mitte der kommenden Woche habe ich wieder einen Termin bei meinem Arzt des Vertrauens. Erneutes Röntgen und weitere Behandlungen stehen auf dem Programm. Ich hoffe, dass alles gut verläuft und meinem Start, bei den nächsten EWC-Läufen in der Türkei und Griechenland, nichts im Wege steht. Hier an dieser Stelle möchte ich mich noch einmal ausdrücklich bei Ortema für die professionelle Erstversorgung bedanken sowie beim Oberarzt des Kreiskrankenhauses Glauchau Dr. Jan Kolomaznik, welcher mich jederzeit erstklassig betreute. Und natürlich bei meiner Freundin Ulrike sowie meinen Eltern für die seelische und moralische Unterstützung, in einer für mich, nicht ganz einfachen Zeit. Vielen Dank!
In meinem nächsten Bericht kann ich hoffentlich von einem gelungenen EWC-Comeback berichten. Ich hoffe, Ihr drückt mir die Daumen.
Bis dahin, in alter Frische,
Euer Marcus
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Marcus Kehr |
04.05.2011 16:58 Uhr |
Hallo Leute,
mittlerweile ist schon wieder eine ganze Weile, seit den ersten beiden Läufen zur diesjährigen Enduro-Weltmeisterschaft, ins Land gegangen. Der Auftakt in die 2011er EWC-Saison lief leider alles andere als erwartet. Aber der Reihe nach.
Nach dem DEM-Lauf in Dahlen ging es am Montagnachmittag bereits Richtung Spanien, genauer gesagt nach Ponts, wo der erste EWC-Lauf des Jahres auf dem Programm stand. Dort erlebte ich das komplette Kontrastprogramm im zur Vorwoche. Nicht nur, dass hier die Sonne schien und die Temperaturen herrlich warm waren, nein, auch die Prüfungen hatten absoluten Weltklasse-Charakter: Die Cross-Prüfung extrem lang und breit auf Wiesen, Äckern und Feldern abgesteckt. Der Extrem-Test, welcher sich vom Tal aus einen Berg mit vielen Steinen und Felsen empor schlängelte. Und der Enduro-Test, welcher äußerst anspruchsvoll und ebenfalls ziemlich langgezogen durch einen Wald mit diversen Schlämmlöchern führte.
Auch die Etappen stellten sich als sehr zermürbend und kräftezehrend heraus. Staub und Steine ohne Ende. Dazu noch äußerst knappe Etappenzeiten. Da war jederzeit volle Konzentration und Kondition gefragt. Typisch spanische Streckenführung eben. Insgesamt gesehen, war dies wirklich eine Top-Veranstaltung und ein absolut würdiger EWC-Auftakt. Von den Tests bis zum Fahrerlager – alles passte. Nur mit den Platzierungen (zweimal Siebter) war ich nicht ganz zufrieden. Die Leistung im Großen und Ganzen allerdings stimmte schon. Am ersten Fahrtag zum Beispiel, konnte ich sogar einmal die zweitschnellste Zeit meiner Klasse fahren. Doch ein Sturz bei der Spurensuche, in einem der bereits erwähnten Schlammlöcher, kostete mich unnötige Zeit. Nicht, dass ich nach dem Ausrutscher aussah wie eine Sau, nein, ich verlor damit auch meinen sicheren sechsten Rang an Joakim Ljunggren. Bei der enormen Leistungsdichte in meiner Klasse, wirkt sich eben schon der kleinste Fehler kapital auf das Endresultat aus. Oft ist wirklich die Tagesform für eine absolute Top-Platzierung entscheidend. Das beste Beispiel dafür ist Marko Tarkkala. Am ersten Tag noch Achter und am zweiten Tag sensationeller Dritter.
Feste Tradition - das Klassen-Gruppenbild zum EWC-Auftakt
Von Ponts aus ging es dann erst einmal für einen Tag an die Atlantikküste, um etwas auszuspannen, die Sachen wieder herzurichten und sich innerlich schon wieder auf den nächsten Lauf in Vale de Cambra einzustellen. Am Abend haben wir zusammen mit unseren langjährig befreundeten Endurofans Jochen und Uta gegrillt, ehe es am Dienstag auf direktem Wege ins Paddock B ging. An Vale de Cambra hatte ich überaus gute Erinnerungen. Konnte ich doch hier bei der EWC 2008 zweimal auf das Podium fahren. In diesem Jahr waren die Prüfungen allerdings gänzlich anders als damals. Einzig der Enduro-Test war auf dem selben Terrain abgesteckt.
Der erste Tag lief für mich bis kurz vor Schluss überaus erfreulich. Die Zeiten waren richtig gut. Teilweise identisch oder mit nur drei, vier Sekunden Unterschied zu Mika Ahola und David Knight. Besonders der Enduro-Test mit den Wiesen-Passagen und den anspruchsvollen Gelände-Abschnitten in einem Eukalyptus-Wald lagen mir besonders. Die Staubbanden, Wurzeln und der griffige Waldboden waren voll nach meinem Geschmack, da konnte ich richtig pushen. Doch in der letzten Prüfung des Tages, im Extrem-Test und in der allerletzten Kurve, eineinhalb Meter vor der Lichtschranke, passierte es: In der Zielkurve, nach einer schrägen Bergab-Passage, rutschte mir mein Vorderrad auf den dortigen Pflastersteinen weg. Ehe ich mich wieder aufgerappelt hatte, war die Zeit weg. Und wieder war es dieser Ljunggren, der mich noch um einen Platz auf Rang sechs verdrängte. Gerade einmal 1,86 Sekunden machten den Unterschied. Ich war total angefressen. Es war zwar "nur" ein Platz, doch hatte ich den Schweden den ganzen Tag voll im Griff. Der fünfte Tagesrang war schon so gut wie sicher. Ich war sehr enttäuscht! Das ließ mich den ganzen Abend nicht in Ruh.
Am nächsten Morgen wurde ich von meinen Betreuern vom Farioli-Team noch einmal ordentlich aufgemuntert, dass heute alles besser werden würde. Ich war hochmotiviert und wollte allen beweisen, dass es auch ohne so ein Missgeschick geht. Die Etappe nach dem Start war, mit einer knappen Stunde Fahrzeit bis zur ersten Prüfung, recht lang. Der Enduro-Test, welchen ich mir am Vorabend extra noch einmal angeschaut hatte, war am Vortag schon so etwas, wie der Scharfrichter. Hier auf der Prüfung konnte man Boden gut machen, hier wurden die Unterschiede gemacht. Entsprechend viel hatte ich mir vorgenommen. Und es lief von Beginn an richtig gut, fast zu gut, als an einem Bergab-Stück in der Anbremsphase, bei der die Gabel schon mächtig eintauchte, es einen bärigsten Schlag gab. Ich stürzte heftig. Wie und was, kann ich im Nachhinein gar nicht richtig sagen. Alles ging viel zu schnell. Ich musste mich erst einmal sammeln und Luft holen. Erst danach habe ich gemerkt, dass etwas mit meiner rechten Hand nicht stimmte. Starke Schmerzen und ein blutiger Handschuh verhießen nichts Gutes. An ein Weiterfahren war ab hier nicht mehr zu denken.
Sofort ging es in ein Krankenhaus zur ärztlichen Versorgung. Neben der offenen Wunde, welche stark blutete, wurde nach dem Röntgen ein Bruch des Mittelhandknochens sowie ein, in mehrere Splitter, gebrochener Mittelfinger diagnostiziert. Das war natürlich ein Schock, den ich erst einmal verdauen musste. Nachdem ich meinen Gips angelegt bekommen hatte, ging es 2700 km zurück nach Markgröningen. Quasi nonstop hat mein Vater die Strecke durchgezogen. Dienstagmorgen 7.30 Uhr stand ich dann bei Ortema auf der Matte. Nach nochmaligen Röntgen konnten mir die dortigen Ärzte leider auch nichts anderes sagen. Es blieb bei der, für mich niederschmetternden, Diagnose. Unter Narkose wurde mir noch der Finger gerichtet und seitdem heißt es, Ruhe bewahren.
So endete mein diesjähriger Start in die EWC-Saison mit einer riesigen Enttäuschung für mich. Ich versuche nun, so schnell wie möglich, wieder fit zu werden, es aber auch nicht zu übertreiben. Mittlerweile bin ich recht zuversichtlich, auch wenn es nach wie vor recht schwer ist, in den Kopf rein zubekommen, dass ich eben im Moment nicht fahren kann. Es ist zur Zeit wirklich keine schöne Situation, aber gut, das muss man wegstecken.
Ich hoffe, ich kann mich bald mit positiven Nachrichten bei Euch wieder melden!
Bis dahin, in alter Frische,
Euer Marcus
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